Knieschmerzen durch das Patellaspitzensyndrom

Stechende Schmerzen im Knie beim Beugen, Treppensteigen und Sport. Lerne, was du gegen die Knieschmerzen tun und wie du Entzündungen vorbeugen kannst >>>

Und wieder diese Knieschmerzen. Welcher ambitionierte Sportler oder auch Freizeitsportler kennt es nicht. Es geht ins Training, hierbei aber egal, ob Volleyball, Handball, Basketball oder auch Fußball. Kaum bewegst du dich, schon merkst du den altbekannten stechenden Schmerz im Knie.

Angefangen hat alles mit Knieschmerzen nach dem Sport, verbunden mit einer leichten Schwellung im Kniegelenk. Das Treppensteigen schmerzt, das in die Beuge gehen schmerzt und das Knie zu strecken ist auch unangenehm. Macht nichts denkst du dir, machst ein wenig Eis drauf und am nächsten Tag geht es weiter. Doch da fängt das Knie auch wieder an wehzutun. Ein gemeiner, stechender Schmerz unter der Kniescheibe (Patella).

Du machst dir langsam Sorgen, weil dich die Schmerzen auch im Training einschränken und du nicht mehr deine volle explosive Leistung bringen kannst. Beim Arzt stellt dieser eine Entzündung der Patellasehne fest. Ist diese unter der Kniescheibe lokalisiert, spricht man hier vom Patellaspitzensyndrom oder auch Jumpers Knee.

Symptome:

  • Schmerzen beim Springen und Landen
  • von Schweregrad abhängig, nur beim aufwärmen, oder längerfristig
  • Schmerzen beim Strecken des Kniegelenkes
  • Druckschmerzen bei Berührung der betroffenen Stelle
  • Schwellungen im Knie nach Belastung
  • Schmerzzunahme bei Dehnung des Quadrizeps (Kniestrecker)

Ursachen:

Die Ursachen der durch das Patellaspitzensyndrom hervorgerufenen Knieschmerzen sind vielseitig. Der stechende Schmerz im Knie, den viele Betroffene beschreiben stammt von einer ausgiebigen Entzündung, die sich im Knie entwickelt hat. Diese geht meistens mit akuten oder chronischen Überlastungen einher. Wenn du von heute auf morgen zum Beispiel zehn mal die Woche Volleyballspielen gehst und immer maximal springst, dann ist dein Körper nicht auf diese Belastung vorbereitet. Insbesondere dein Knie, welche hierbei am stärksten belastet wird trägt dann Überlastungsschäden davon. Da diese Kniebeschwerden meistens durch Sportarten mit vielen Sprüngen hervorgerufen werden, spricht man deshalb vom Jumpers Knie.

Durch die konstant hohen Belastungen kommt es an der Ansatzsehne des Oberschenkels, die sich unter der Kniescheibe befindet, zu Einrissen mit degenerativen Veränderungen. Diese Entzündung kannst du dir aber auch dadurch eingefangen haben, dass du dich nicht ausreichen aufwärmst vorm Sport und direkt maximale Sprünge machst.

Einer der Hauptgründe, der mit den anderen beiden eng zusammenhängt, sind muskuläre Dysbalancen. Das beutet, dass dein arbeitender Muskel (Agonist) und dessen Gegenspieler (Antagonist) nicht i richtigen Verhältnis zueinander ausgeprägt sind. Dadurch kommt es zu Überbelastungen und schlechtere Bewegungsabläufe, die dich für Verletzungen, wie das Patellaspitzensyndrom, anfälliger machen.

http://i.onmeda.de/relaunch/kniegelenk-anatomie-850x638.jpg

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Morbus Osgood-Schlatter. Wie ich diesen Namen hasse. Vielleicht hast du ihn ja auch schon in Verbindung mit Knieschmerzen gehört. Die Rede ist von einer belastungsbedingten Verknöcherung des Tibia-Kopfes, also das untere Teil vom Kniegelenk, auch Unterschenkel genannt.

Betroffen sind häufig Kinder und Jugendliche männlichen Geschlechtes zwischen 10-15 Jahren, meistens Sportler. Das Aufeinandertreffen von viel Sport, schnell wachsen und zu schwach ausgeprägten Muskeln verursacht meistens diese Erkrankung. Sie ist sehr schmerzhaft und schränkt beim Sport und im Alltag, in der akuten Form, stark ein. Durch die Verknöcherung entsteht unter dem Knie ein kleiner knöcherner Höcker. Dieser schmerzt und verkürzt gleichzeitig deine Patellasehne. Blöde Mischung denn dadurch kommt es später dann oftmals zum Patellaspitzensyndrom.

Warum ist das Aufwärmen so wichtig?

Das Aufwärmen sollte für dich ein fester Bestandteil vor jeder sportlichen Belastung sein! Es unterstützt deine Beweglichkeit und deine Leistungsfähigkeit durch eine erhöhte Durchblutung um bis zu 85% der Ruhedurchblutung. Hinzu kommt, dass die Ansprechbarkeit deiner Reizweiterleitungssysteme verbessert wird, sich also deine Reflexe verbessern. Außerdem kommt es zu einer Steigerung der Flexibilität und der Beweglichkeit, was schnell auftretende Verletzungen zusätzlich verhindern kann.

Ich selbst kann als ewiger Knie-Leidender dazu sagen, dass ich in meiner akuten Phase nicht mal fähig gewesen wäre, Volleyball zu spielen, ohne mich aufzuwärmen, weil meine Knie so steif und schmerzend waren.

Du solltest dir also besonders, wenn du schon Knieschmerzen hast, ans Herz legen, dich immer gut aufzuwärmen und dich auf die kommende Belastung optimal vorzubereiten.

Sportpause?

Ich möchte dir keinen ärztlichen Rat geben oder die Meinung deiner Ärzte in den Schatten ziehen und du musst auf dich selbst hören, wie du denn bei deinen Knieschmerzen vorgehen möchtest. Ich schildere dir hier lediglich meine Vorgehensweise, die mir geholfen hat.

Die Meinung der meisten war, dass ich eine Sportpause machen solle. SECHS MONATE. Jeder, der selbst Leistungssport macht, weiß, das tut weh. Nun stand auch ich vor der Entscheidung…Pause und das Risiko eingehen, dass es nach der Pause wieder zu Schmerzen im Knie kommt oder keine Pause und riskieren, dass die Patellasehne reißt, ich operiert werden muss und nie mehr Sport machen kann. Naja.. die Entscheidung war dann ganz einfach..

Ich habe mich gegen die Pause entschieden

Was kannst du gegen die Entzündung und die Knieschmerzen machen?

Falls deine Beschwerden sich noch in Grenzen halten oder du dich auch gegen eine Sportpause entscheiden willst, dann kann ich dir folgende Tipps und Methoden vorstellen, die mir sehr gut geholfen haben.

Linderung der Knieschmerzen:

  • Kühlen →Ich habe meine beiden Knie, die sehr stark betroffen waren drei mal täglich gekühlt. Das hat zum einen den Schmerz betäubt, zum anderen der Wärmeentwicklung und der Schwellung nach dem Sport entgegengewirkt. Nimm dazu ein Kühlpack, das du mit einem Handtuch umwickelst. Das empfiehlt sich, weil sonst die zu starke Kälte deiner Haut und aber auch deinem Knie schädigen könnte. Morgens 20 Minuten, Mittags 20 Minuten und Abends 20 Minuten. Es bietet sich an, immer nach dem Training zu kühlen. Am besten legst du dich dazu hin und machst du Beine lang.
  • Versuche, wenn du sitzt, deine Beine möglichst selten anzuwinkeln und maximal bis 90°. Das entlastet die Patellasehne und verhindert einer zusätzliche Reizung. Außerdem kommt es vermutlich auch bei dir zur Schmerzlinderung der stechenden Knieschmerzen, wenn deine Knie nicht angewinkelt sind.
  • Dehnen, Dehnen, Dehnen. Durch den eventuell vorausgegangenen Morbus Schlatter ist dein Oberschenkel vermutlich auch stark verkürzt. Das erhöht den Zug auf die Sehne, steigert ihre Belastung und vermehrt den Schmerz. Zu den Dehnübungen werde ich gleich noch etwas sagen.
  • Schmerzsalbe. Du kannst auch auf eine Schmerzsalbe zurückgreifen. Am besten lagerst du diese im Kühlschrank, dann hat sie zusätzlich einen kühlenden Effekt neben der Linderung der Knieschmerzen. Ich hatte immer das Schmerzgel von Voltaren.
  • unterstützende Kniebandagen haben mir auch gut geholfen. Besonders die Modelle von Bauerfeind kann ich dir nahelegen aber mehr zu Kniebandagen findest du im Kniebandagen-Test.

Dehnübungen gegen Knieschmerzen

Wenn du, wie ich, schnell gewachsen bist, dann bin ich mir sicher, dass auch du nicht der dehnbarste bist. Allerdings sind Muskelverkürzungen grade beim Knie ihr nachteilig, weil sie den Zug auf das Kniegelenk immens steigern können. So auch beim Patellaspitzensyndrom, vor allem mir vorausgegangenem Morbus Osgood-Schlatter. Wichtig ist es deshalb den Agonisten, die Oberschenkel-Vorderseite, und den Antagonisten, die Oberschenkel-Rückseite, zu dehnen.

TOP 3 Dehnübungen bei Patellaspitzensyndrom:

Alle Übungen mindestens einmal am Tag durchführen.

Je Bein 3x60s halten. 

1. M. quadrizceps femoris.

Quadrizeps Femoris dehnen

Vorsicht bei Schmerzen, nicht zu stark in den Schmerz reingehen. Falls du zu verkürzt bist kannst du dein Sprunggelenk mit deinem Handtuch umbinden und daran ziehen.

2. Mm. quadriceps femoris und iliopsoas

Iliopsoas dehnen

Hier dehnst du wieder den Oberschenkel, dazu aber noch den Hüftbeuger. Dieser ist auch oftmals verkürzt und kann zu höheren Zug auf die Kniescheibe führen. Achte darauf, dass du bei dieser Übung die Hüfte nach vorne streckst.

3. Mm biceps femoris, semitendinosus und semimembranosus

Bizeps Femoris dehnen

Hier dehnst du die gesamte Oberschenkel-Rückseite. Es ist wichtig, dass auch der Gegenspieler immer mit trainiert und mit gedehnt wird. Achte darauf, dass du dein Knie streckst. Dadurch bekommst du eine intensive Dehnung und du trainierst zusätzlich deine Oberschenkel-Vorderseite.

Gleichgewichtstraining gegen Knieschmerzen

Durch das schlechte Zusammenspiel von Beuger und Strecker und die zu schwach ausgeprägte Muskulatur kommt es zu einer mangelhaften Gelenkführung bei Bewegungen. Das bedeutet, dass dein Knie sich nicht in seiner normalen Achse beugt und streckt, sondern eine nicht achsengerechte Bewegung durchführt. Das ist besonders bei Sprüngen und beim Landen fatal, da diese Handlungen sehr explosiv sind und eine hohe Belastung für das Knie darstellen.

Zur Vermeidung von Knieschmerzen aber auch zur Behandlung empfiehlt es sich daher extrem, Gleichgewichts- und Stabitraining zu machen. Wenn du Physiotherapie bekommst umso besser, wenn nicht dann kannst du auf jeden fall auch vieles Zuhause machen. Optimal bieten sich hierzu Wackelbretter oder Wackelkissen an. Falls du nicht ausgerüstet bist, tut es auch eine Yogamatte, die du mehrmals faltest, oder eine Decke. Wichtig ist einfach, dass der Untergrund wackelig ist.

Die Übungen sind primär gar nicht das wichtigste. Viel wichtiger ist die Regelmäßigkeit und die korrekte, achsengerechte Ausführung.

Du solltest die Möglichkeit, deine Stabilität im Knie zu trainieren so häufig, wie möglich wahrnehmen, um die maximalen Erfolge zu erhalten.

Durchführung:

  1. Stelle dich zu Beginn beidbeinig auf die Wackelfläche
  2. Füße ungefähr Schulterbreit und leicht nach außen zeigend
  3. Achte darauf, dass deine Füße nicht nach innen einfallen, sondern dass du ein leichtes Gewölbe bildest.
  4. Leicht in die Knie gehen, nicht weiter als 90°
  5. Beidbeinig kannst du das jeweils 60 Sekunden halten und kurzer Pause noch zwei weitere Durchgänge machen
  6. Wenn du dich eingeübt hast, trainiere auch einbeinig. Wichtig: Du darfst mit dem Knie nicht nach innen oder außen einfallen, und das Fußgewölbe musst du stets beachten. 
  7. Als Variation kannst du leichte Kniebeuge auf der Wackelfläche machen.

Muskelaufbau gegen Knieschmerzen

Wie schon gesagt entstehen die Überbelastungen des Kniegelenkes unter anderem durch Dysbalancen der arbeitenden Muskulatur. Das bedeutet, dass unter anderem das Zusammenspiel von Beuger und Strecker nicht fließend abläuft. Zum anderen kann es sein, dass du durch das schnelle Wachstum ganz einfach keine Muskulatur ausbilden konntest, die den hohen Belastungen gerecht werden kann.

Deshalb ist das Krafttraining ein essentieller Bestandteil in der Vermeidung und aber auch in der Linderung von Kniebeschwerden, wie dem Jumpers Knee.

Primär solltest du darauf achten, dass du auch hier wieder Agonisten und Antagonisten immer zu gleichen Maßen trainierst, um Dysbalancen zu vermeiden.

TOP 5 Übungen zum Muskelaufbau beim Jumpers Knee
1. Kniebeuge

Kniebeugen

Regel Nummer 1: Technik vor Gewicht! Ganz wichtig sind hier die Vorgehensweisen, wie beim Gleichgewichtstraining. Fußgewölbe, Fußstellung, Knie nicht über die Fußspitzen und Knie nicht nach innen oder außen knicken bei der Durchführung.

Mit Kniebeugen trainierst du fast die gesamte Beinmuskulatur und besonders die Oberschenkel-Vorderseite.

2. Ausfallschritte

ausfallschritte

Auch hier ist wieder auf die in 1. genannten Regeln zu achten.

3. Kniestrecker
kniestrecker

Kniestricker

Achte auf eine achsengerechte Ausführung. Für extrem hohe Effektivität zähle beim Beugen bzw Anwinkeln des Beines ganz langsam bis fünf. Dadurch maximierst du den Muskelzuwachs und den Trainingseffekt.

4. Kniebeuger
Knieschmerzen Krafttraining

Kniebeuger

Ausführung wie in 3. Ganz wichtig auch hier wieder die extrem langsame Bewegungsausführung.

5. Hüftbrücke

hüftbrücke

Eine gute Übung zur Stabilisierung des Rumpfes, der Oberschenkelrückseite und der Hüftstrecker. Ich empfehle dir einen Ball zwischen die Knie zu klemmen. Dadurch trainierst du zusätzlich den mittleren Anteil deiner Oberschenkel-Vorderseite, welche dein Knie maßgeblich stabilisiert. Zusätzlich solltest du zum Ball noch ein Bein strecken und darauf achten, dass du in der Hüfte nicht einknickst. Pro Bein 3×30 Sekunden halten.

Ärztliche Therapie gegen die Entzündung im Knie

Ich beziehe mich in diesem Abschnitt auf die Therapie des mich damals behandelnden Arztes Prof. Dr. med. Karsten Knobloch. Er war einer der weniger Ärzte, die mir Mut gemacht haben, auch ohne Sportpause wieder meine maximale Leistungsfähigkeit zu erlangen.

Sklerosierung mit Polidocanol unter Power-Doppler-Sonographie-Kontrolle:

Durch die Entzündung im Knie kommt es vermutlich zu einer Einsprossung zahlreicher neuer Blutgefäße. Diese sind sehr schmerzintensiv. Durch die Sklerosierung können diese sogenannten Neogefäße unter Kontrolle der bildgebenen Doppler-Sonographie verödet werden. Die Erfahrungswerte hier sind sehr gut. Nach der ersten Behandlung habe ich direkt eine Schmerzlinderung im Knie verspürt.

 fokussierte Stoßwellentherapie:

Durch die Stoßwellentherapie soll das Zellwachstum verbessert werden. Außerdem hat sie eine positive Auswirkung auf die Kollagensynthese in Sehnen.

Low Level Lasertherapie:

Hierdurch kann zum einen die Regeneration verbessert werden. Zum anderen ist es möglich in Kombination mit anderen Behandlungsmethoden den Schmerz zu reduzieren.

topisch Nitroglycerinspray
exzentrisches Krafttraining:

Eistherapie 3x10min
Sport bis Schmerzstärke 5 auf Skala bis 10 (maximaler Schmerz)

Wenn du mehr zu den Behandlungsmethoden erfahren willst, dann solltest du definitiv mal auf der Seite von Prof. Dr. Knobloch vorbeischauen.

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